„Historie unseres Vereins“

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Zeichnung im Gästebuch des Waldkater

Aus der Geschichte des Verschönerungs-Vereins von 1878.

Dieser Verein, der am  Valentinstag  1878 gegründet wurde,  hat alle Stürme der vergangenen Jahre schadlos überstanden. Die Liebe der Mitglieder zu ihrer Heimat ist hierfür der Grund!.


Der Verschönerungsverein steht seit nunmehr 142 Jahren im Dienste unserer schönen Heimat. Jahrzehnte lang war er in Rinteln und in der alten Grafschaft Schaumburg der einzige Verein, der den Heimatgedanken aktiv pflegte.

Sein Wirkungsbereich war nicht auf Rinteln allein beschränkt, sondern erstreckte sich weit über die Grenzen der Stadt hinaus.

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Titelbild der Festschrift von 2003

 Noch heute zeugen die alten Wegweiser mit dem Signum "VVR" in den Weserbergen vom Kleinenbremer Paß bis zum Paschenberg, vom Taubenberg bis in das Forellental und bis ins Lippische hinein von der emsigen Tätigkeit und der Großzügigkeit, mit denen die von der Liebe zur Heimat erfüllten Frauen und Männer, die sich im Verschönerungs-Verein zusammen fanden, und ehrenamtlich ihren Dienst an der Heimat taten und bis heute gerne tun, auch wenn manchmal, aus nicht zu verstehenden Gründen, der scharfe Gegenwind der Bürokratie ihnen entgegen weht.Glücklicherweise haben die Kapitäne des Vereins so manchen "Sturm" bezwingen können.

Aus dem Verschönerungs-Verein erwuchsen der Museumsverein und spätere Heimatbund der Grafschaft Schaumburg und auch der Verkehrsverein Rinteln.

Die Gründung unseres Vereins erfolgte am 14. Februar 1878.  In einer Versamlung von 40 Rintelner Bürgern wurden die Ziele und Aufgaben des Vereins wie folgt festgelegt:

"Die Stadt Rinteln und deren Umgebung durch Bepflanzung der öffentlichen Plätze, Wege und Spaziergänge, durch Ausführung neuer Anlagen und Instandsetzung der vorhandenen zu verschönern resp. auf deren Verschönerung in geeigneter Weise hinzuwirken, ist Zweck und Aufgabe des Vereins"

Schon zum damaligen Zeitpunkt hat der Verein also den Umweltschutzgedanken durch Verschönerung der Umgebung umgesetzt. Wie heißt es so schön in einem Werbeslogean? "wer hat's erfunden?"

 Erster Vorsitzender wurde der damalige  Bürgermeister. Weitere Honoratioren der Stadt wurden zu seiner Unterstützung in den Vorstand "delegiert". 

Erstes großes Ziel des "jungen" Vereins war der Bau eines Aussichtsturmes auf der Luhdener Klippe, dem "Hausberg" der Stadt Rinteln.  Um dieses Projekt zu verwirklichen, mussten viele Hürden überwunden werden. Dazu musste zuerst die Finanzierung gesichert sein. Mit dem Aufstellen von Sammelbüchsen in Geschäften und Gasthäusern wurden die ersten Schritte unternommen. Von diesen Spenden wurden unter anderem Wanderwege zur Klippe geschaffen und Ruhebänke aufgestellt. Finanziert wurde der Bau durch eine Turmbaulotterie, auch durch  Theaterabende und Konzerte.

Die Stadt Rinteln pachtete von der Forstverwaltung den Klippenplatz für den Turmbau. Für die weitere Finanzierung des Baus folgte man dem Vorschlag des Regierungsassessors Delius, eine " Turmbau- Lotterie " durchzuführen. Durch Stiftungen kamen insgesamt über 4000 Gewinne zusammen. Die Hauptpreise waren eine Equipage mit zwei Pferden (!) und ein Silbergeschirr im Werte von 1000 RM.
Es wurden 25000 Lose zu einer Mark verkauft, so dass nach der Ziehung vom 12.-14. August 1884 und nach der Ausgabe von 4167 Gewinnen ein Reinertrag von rd. 9000,- RM blieb. Durch weitere Veranstaltungen konnte der Verschönerungsverein den Turmbaufond auf fast 14.000 RM aufstocken.

Inzwischen lag auch ein Bauplan vor. Er sah einen achteckigen Unterbau vor, auf dem ein ebenfalls achteckiger Turm entstehen sollte. Dieser Plan wurde jedoch nicht genehmigt. Weitere Schwierigkeiten bereitete das Fürstenhaus zu Schaumburg-Lippe. Der Fürst verbot die Anlage von Wanderwegen und Wegmarkierungen in seinem Forst.

1887 schließlich wurde auf einer Generalversammlung beschlossen auf den Bau eines steinernen Turmes ganz zu verzichten und stattdessen einen Holzturm zu errichten.
Im Jahre 1888 wurde dann ein Plan zur Errichtung eines quadratischen Turmes vorgelegt der von den zuständigen Behörden genehmigt wurde. Auch das bis dahin abgelehnte Brechen von Steinen zum Turmbau an Ort und Stelle wurde gestattet.

Der Bau begann nach vielen Schwierigkeiten endlich 1888. Die Steine durften an Ort und Stelle gebrochen werden und so konnte am 18.August 1889 der Klippenturm feierlich eröffnet werden.

1896 konnte dann auch der Bau einer mit dem Turm verbundenen Raststätte verwirklicht werden.

Mitte der siebziger Jahre, nach rund 80 jahren,  war die gesamte Anlage stark renovierungsbedürftig. Da hierfür jedoch keine Mittel zur Verfügung standen, wurde schon über den Abbruch der Restaurationsräume nachgedacht ! Durch Zuschüsse der Stadt und des Kreises Schaumburg-Lippe konnte dann aber die Finanzierung sichergestellt werden. Es wurden umfangreiche Arbeiten an den Sanitär- und Wirtschaftsräumen der Gaststätte durchgeführt, sowie mit Hilfe der Forstverwaltung Tische und Bänke auf dem Vorplatz aufgestellt.

Am 08.Mai 1977 erfolgte dann die feierliche Wiedereröffnung des Turmes, der Gaststätte und der Außenanlagen. Erstmals wurde zur Feier ein Busverkehr von der Rintelner Innenstadt eingerichtet, der es auch älteren oder gehbehinderten Bürgern ermöglichte, an diesem denkwürdigen Ereignis teilzuhaben.
Turmwirt Karl Höfer erhielt vom damaligen und heutigen Vorsitzenden des Verschönerungsvereins, Fred Hoppe, die Schlüssel für den Turm und die Restaurationsräume. Nun konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden.

Am 04.11.1977 wurden erstmals die neu installierten Scheinwerfer eingeschaltet. Seitdem ist der Turm jeden Abend beleuchtet und auch nachts als Wahrzeichen Rintelns weit zu sehen.

1987 wurde das Kaminzimmer angebaut. Auch dieser Anbau wurde zu großen Teilen durch Spenden finanziert. Seit dieser Zeit bietet die Gaststätte insgesamt Platz für ca. 65 Personen.

Der Klippenturm liegt direkt am " Fernwanderweg Weserbergland ", auch ist er ein Anlaufpunkt des geologischen Lehrpfades, da im Mauerwerk des Turmes Sandsteine verschiedener geologischer Formationen verbaut wurden.
In der Gaststätte erwartet den müden Wanderer stets ein erfrischendes oder wärmendes Getränk, sowie kleine Gerichte und Kuchen zu jeder Jahreszeit.

Alljährlich im Juni wird vom Verschönerungsverein Rinteln das traditionelle Klippenturmfest auf dem Vorplatz des Turmes ausgerichtet. Die hierbei erzielten Erlöse dienen unter anderem der Erhaltung des Klippenturmes.

Der Klippenturm wurde zum Wahrzeichen Rintelns und das Ausflugsziel von Wanderungen, Wandergruppen, Turn-und Gesangvereinen aus ganz Norddeutschland. Und bis zum heutigen Tage ist das so geblieben da auch das Gasthaus vom Frühling bis November und an Sylvester bewirtschaftet ist und ganz besonders die Aussicht vom Turm bei fast jedem Wetter grandios ist.

Seit 2002 nun erstrahlt der Klippenturm alljährlich zur Adventszeit als weithin euchtende Adventskerze:

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Inzwischen habe auch die Mountenbiker den Turm als das Ziel (wie der Großglockner in Österreich)  entdeckt. Es müssen wohl noch Fahrradständer angeschafft werden.

Auch die modernen Schnitzeljäger oder "Geocacher" haben den Turm entdeckt  und  was Schönes da oben versteckt . Verstecke gibts ja genug. Suchen was andere vor einem versteckt haben  und gleichzeitig die wunderbare Aussicht genießen, ist doch wunderbar. Was kann es schöneres geben?

Übrigens die geografischen Koordinaten des Turms  lauten:

WGS84

52° 12′ 50.76″ N   9° 5′ 36.6″ E

oder in Dezimalgrad   52,2141°N,   9,0935°E